Israeltag 2019: Rede von Generalkonsulin Sandra Simovich

Sandra Simovich ist Generalkonsulin des Staates Israel in Deutschland. Ihre Rede zum Israeltag 2019 in vollem Wortlaut:

Sandra Simovich,
Generalkonsulin des Staates Israel

 

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Fezer,
sehr geehrter Herr Rabbiner Pushkin,
sehr geehrter Herr Vorsitzender Kashi,
sehr geehrte Frau Illi,
sehr geehrte Frau Wetterich,
sehr geehrte anwesende Ministerinnen und Minister und Mitglieder des Landtages,
sehr geehrte Frau Stadträtin Münch,
sehr geehrte Damen und Herren.

Schalom Chaverot und Chaverim!

ich freue mich, hier in Stuttgart mit Ihnen in bewährter Tradition gemeinsam die Baden-Württembergisch-Israelischen Beziehungen zu feiern.

Schon jetzt im Mai gibt es einige freudige Ereignisse, die uns heute dazu besonderen Anlass geben: Die israelische Mondsonde „BeResheet“ erreichte ihr Ziel zwar nicht wie geplant, hinterließ aber den ersten israelischen Krater auf dem Mond. Die Raumfahrtenthusiasten von SpaceIL machten Israel zum siebten Land, das es in die Umlaufbahn des Mondes geschafft hat. Auch deshalb wird das Unternehmen in Israel nicht als „gescheitert“ angesehen, sondern vielmehr als Ansporn für die Zukunft. „BeResheet 2“ ist bereits in Planung.

In nurmehr drei Tagen wird in Israel der Eurovision Song Contest unter dem Motto „Dare To Dream!“ gefeiert – bereits zum 4. Mal ist Israel damit Gastgeber für den Internationalen Song Contest.

Israel gehört im Bereich der Innovation und Wissenschaft zu den führenden Ländern weltweit: Der israelische Chiphersteller Mellanox wurde im März für die Summe von 6,9 Milliarden Dollar von dem amerikanischen Unternehmen Nvidia gekauft. Die von Mellanox entwickelte Technologie ist entscheidend beim schnellen Transfer von Informationen von einer Komponente des Computers zur anderen.

Ein weiterer Durchbruch gelang israelischen Forschern dieses Jahr in der Biotechnologie. Erstmals erzeugte ein Team der Universität Tel Aviv ein Herz aus menschlichem Gewebe anhand eines 3D-Druckers. Es hat sich gezeigt, dass es ein vielversprechender Ansatz ist, um funktionierende Organe zu erzeugen. Auch hier wird die Weiterentwicklung, bis zum klinischen Einsatz beim Menschen, in den nächsten Jahren auf Hochtouren laufen.

Wer die Naturkatastrophen der letzten Zeit verfolgt hat, wird gesehen haben, dass Israel weltweit einen wichtigen humanitären Beitrag leistet. So schickte Israel Expertenteams nach Äthiopien und Brasilien, um beim Löschen des verheerenden Waldbrandes oder bei der Rettung von Überlebenden nach dem Dammbruch in einem brasilianischen Bergwerk zu helfen. Auch Ländern, die mit Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, bieten wir unsere Hilfe an. So halfen beispielsweise israelische Experten nach dem schlimmen Erdbeben und Tsunami in Indonesien.

Israel arbeitet stetig am Ausbau seiner diplomatischen Beziehungen. Erfolgreich: In Kigali, Ruanda, wurde vor einem Monat unsere elfte Botschaft auf dem afrikanischen Kontinent eröffnet. Ebenfalls gelang es, unsere diplomatischen Beziehungen mit der mehrheitlich muslimisch-geprägten Republik Tschad zu erneuern.

Auch kommen wir einigen arabischen Nachbarstaaten näher. So besuchte Premierminister Benjamin Netanyahu den Oman. In den Vereinigten Arabischen Emiraten erklang erstmals die israelische Nationalhymne, nachdem der Judoka Sagi Muki die Goldmedaille beim Judo-Grand-Slam in Abu Dhabi gewann.

Doch es stellen sich uns weiterhin große Herausforderungen im Sicherheitsbereich: Der Raketen- und Feuerdrachenbeschuss aus dem Gaza-Streifen sowie die iranische Militärpräsenz in Syrien. Vor zwei Wochen erreichte der Ausbruch von palästinensischer Gewalt gegenüber Israel einen neuen Höhepunkt. An nur zwei Tagen wurden fast 700 Raketen aus dem Gaza-Streifen abgeschossen, vier Israelis wurden tödlich verletzt.

Oft verorten die internationalen Medien die Verantwortung für den Gewaltausbruch in Israel. Sie spiegeln nicht wider, dass Hamas und Islamischer Dschihad die Gewalt bewusst eskalieren lassen und gezielt die israelische Zivilbevölkerung angreifen.

Trotz aller Schwierigkeiten haben wir es in den letzten 71 Jahren geschafft, einen starken und erfolgreichen Staat aufzubauen, der eine wichtige Rolle in der internationalen Staatengemeinschaft spielt und weltweit wichtige Handelsbeziehungen unterhält.

Hervorheben möchte ich hier die herausragenden Baden-Württembergisch-Israelischen Beziehungen: So reiste in diesem Jahr das Landtagspräsidium unter der Leitung von Frau Landtagspräsidentin Aras erstmals nach Israel, um die wechselseitigen politischen aber auch ökonomischen Beziehungen auszubauen. Darüber hinaus agierte Israel als Partnerland bei dem diesjährigen Start-Up-Summit in Stuttgart. Vertreten waren hier 16 israelische Start-Ups aus den Bereichen Cyber Security, Smart Mobility und Digital Health.

Unternehmen aus Baden-Württemberg, insbesondere Daimler-Benz und Porsche, haben erfolgreich Innovativations- und Forschungszentren in Israel eröffnet. Innovative Ideen aus Israel werden so erfolgreich mit deutschem Industrie-Knowhow verbunden.

Schließen möchte ich gerne mit einem Apell – einem Thema, das uns alle betrifft: Das Anwachsen des Antisemitismus weltweit. Der jährlich veröffentlichte Bericht zu „Antisemitism Worlwide“ zeigt, dass aktuell die Entwicklung in westeuropäischen Ländern besonders beunruhigend ist. Dort stieg der gewalttätige Antisemitismus im Jahr 2018 um 70% an. Auch ist das Unwissen von jungen Leuten über den Holocaust und Antisemitismus erschreckend.

Der gemeinsame Kampf gegen Antisemitismus ist daher eine unserer zentralen Aufgaben. Es ist eine Aufgabe für alle Gesellschaftsmitglieder, nicht allein der jüdischen und israelischen Organisationen. Es sollte und muss im Interesse der ganzen deutschen Gesellschaft sein, aktiv für eine offene und liberale Gemeinschaft einzutreten, in der Fremden- und Judenhass keinen Platz hat. Wir müssen dafür sorgen, dass dies nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, sondern Begriffe wie Demokratie und Zivilcourage aktiv mit Leben füllen. Tag für Tag.

Ich wünsche nun allen Anwesenden eine wunderbaren Istraeltag hier in Stuttgart, auf dem wir uns auf unsere gemeinsamen Werte besinnen wollen, um so gestärkt in eine positive Zukunft zu blicken.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Todah Rabah!