Zäsur 7.10.

Die DIG Stuttgart blickt dankbar auf eine Veranstaltung zum Thema „Zäsur 7. Oktober: Zur Situation jüdischer Studierender an deutschen Universitäten“ zurück. Sie fand am 06.05. im Theologicum der Universität Tübingen statt. Besonderer Dank gilt den Referentinnen: Jule Valentina Schäfer von der Jüdischen Studierenden Union Württemberg, die selbst in Tübingnen studiert, Marianna Pirzuyan vom Jungen Forum der DIG, Prof. Dr. Stephan Grigat vom Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS), sowie dem Stellvertreter des Kanzlers der Universität Tübingen, Herrn Jürgen Rottenecker. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Oliver Vrankovic, dem Vorsitzenden der DIG Stuttgart, mit einem kurzen Grußwort und moderiert von Dr. Jan Reitzner, der in Tübingen Kirchengeschichte lehrt. Die mehr als 90 Zuhörerinnen – überwiegend Studierenden – erlebten eine anregende und lebendige Veranstaltung.

Dabei wurde schon in der Eröffnung durch Oliver Vrankovic und in den hinführenden Gedanken von Prof. Grigat deutlich, dass der Siebte Oktober in der Tat eine Zäsur für jüdische Studierende in Deutschland darstellt, völlig unabhängig von Ihrer eigenen Einstellung zur konkreten israelischen Politik. Es ist daher Aufgabe der Hochschulen sich auf diese veränderte Situation einzustellen, die zuletzt der Lagebericht Antisemitsmus des AJC eindrucksvoll dokumentiert hat. Der Präsident des Zentralrates der Juden, Dr. Josef Schuster, sprach vor wenigen Tagen von Hochschulen als „Orten der Angst“ für jüdische Studierende.

In der anschließenden Podiumsdiskussion standen dann konkrete Maßnahmen im Mittelpunkt der Debatte. Dabei wurde etwa intensiv darüber diskutiert, welche Vor- oder Nachteile ein Antisemitismusbeauftragte an der Hochschule haben könnte oder wie effektive Fortbildungen zum Thema auch für Hochschulleitungen aussehen könnten. Dabei ging es auch um die Frage, welche Ausmaße der Antisemitismus an deutschen Hochschulen angenommen hat und um die konkrete Einschätzung der Lage vor Ort. Die frühere Präsidentin der Jüdischen Studierenden Union, Hanna Veiler, die selbst in Tübingen studiert hat, hatte zuletzt von einem „Tsunami des Antisemitismus“ an deutschen Hochschulen gesprochen. Auch von Marianna Pirzuyan und besonders von Jule Schäfer wurde die Virulenz des Themas und die Notwendigkeit konkreter Schritte deutlich unterstrichen. Dies wurde nicht zuletzt auch durch Meldungen aus dem Plenum deutlich, in dem sich fast der ganze Vorstand der JSUW befand, darunter auch der Vorsitzende Alon Bindes. Auch ein lautstarker Protest vor der Türe und im Foyer machte zudem die Notwendigkeit der konstruktiven Auseinandersetzung mit dieser Thematik nochmals deutlich. Herr Rottenecker als Stellvertreter des Kanzlers war kurzfristig eingesprungen, ordnete viele Entwicklungen kundig ein – und versprach die Anliegen in der Hochschulleitung einzubringen. Ihm und allen anderen Mitwirkenden gilt an dieser Stelle nochmal unser herzlicher Dank.

Als DIG Region Stuttgart sind wir fest entschlossen unser Engagement gegen jeden Antisemitismus auch im Tübingen und der Universität Tübingen fortzuführen – und dabei weiterhin auf interaktive und partizipatorische Formate in enger Abstimmung mit der Jüdischen Studierenden Union Württemberg und dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zu setzen.

Bilder copyright: JSUW